ADFC moniert unzureichenden Elan bei der Radverkehrsförderung
Neuer Schwung für Radverkehrsförderung im Jahr 2024?
Der motorisierte Individualverkehr basiert trotz umfangreicher staatlicher Förderung der Elektromobilität nach wie vor überwiegend auf der Verbrennung von Öl. Dabei werden umweltschädliche Treibhausgase freigesetzt. In der Gesamtbilanz entstammen etwa zwanzig Prozent dieser Gase dem Verkehrsbereich. In der Abschlusserklärung der UN-Klimakonferenz in Dubai wurde jüngst eine Abkehr von fossilen Brennstoffen festgeschrieben. Da zur Erreichung dieses Zieles alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen, umfasst die in Deutschland angestrebte Verkehrswende hin zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln auch die Förderung und Steigerung des Radverkehrs.
Wie ist es nun im Saarland um den Radverkehr bestellt? Dieser Frage hat sich der ADFC-Landesverband Saarland in seiner traditionellen Jahresbilanz gewidmet. Das Ergebnis fällt eher ernüchternd aus. „Zweifelsohne gibt es zahlreiche Akteure auf Landes- und kommunaler Ebene, die sich mit viel Herzblut für den Radverkehr engagieren“, konstatiert der Landesvorsitzende des ADFC Saar, Thomas Fläschner, und schränkt gleichzeitig ein, „dass es vielerorts zu zäh bis überhaupt nicht vorangeht“.
Ute Kirchhoff, ebenfalls Landesvorsitzende des Verbandes, konkretisiert diese Einschätzung: „Radverkehrsförderung findet in saarländischen Kommunen gern abseits der Straßen statt, indem z.B. Abstellanlagen oder Ladesäulen aufgestellt werden. Der Erhalt von Parkplätzen hat leider immer noch Vorrang vor dem Bau sicherer Radwege. Wer sich im Jahr 2023 immer noch gegen die Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung sperrt, wie vor einigen Monaten in St. Wendel geschehen, denkt und plant nicht für kurze Wege für den Alltagsradverkehr.“ Beide Vorsitzenden fordern mehr politischen Mut.
Der ADFC ermuntert die saarländischen Kommunen zur zügigen und tatkräftigen Umsetzung ihrer Radverkehrskonzepte. Das Saarland droht hier ansonsten noch weiter von moderner Standortentwicklung abgehängt zu werden, als dies schon jetzt der Fall ist. Junge, sehr gut ausgebildete Menschen, um die das Saarland wirbt, verfügen oft über ein hohes Umweltbewusstsein und fahren auch im Alltag gerne Rad. Sie schauen sich die Region genau an, in der sie arbeiten, leben und Kinder großziehen möchten. ADFC-Aktive werden häufig mit der Einschätzung von Zugezogenen konfrontiert, die den im Saarland dominierenden Autoverkehr und die unzureichenden Radverkehrsbedingungen als „sehr negativ und nicht mehr zeitgemäß“ wahrnehmen.
Positiv bewertet der ADFC Saar deshalb die deutliche Erhöhung der Landesmittel für den Radwegebau im vor kurzem verabschiedeten Landeshaushalt. Kirchhoff und Fläschner setzen zudem große Hoffnung auf die im Herbst „endlich, nach langen Jahren des Anlaufs“ gegründete „Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen“ (AGFK). Sie kann sicherlich auf der Ebene der Städte und Gemeinden, wo sich Radverkehr hauptsächlich abspielt, für neuen Schwung sorgen. Der ist bitter nötig.