
ADFC-Fahrradklimatest © ADFC
ADFC-Fahrradklima-Test 2024
Saarländische Kommunen leider nur leicht verbessert.
Bundesverkehrsminister Schnieders hat in Berlin im Rahmen des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 zahlreiche deutsche Städte ausgezeichnet. 213.000 Radfahrerinnen und Radfahrer hatten im vergangenen Jahr bundesweit über die Fahrradfreundlichkeit von 1.047 Städten und Gemeinden abgestimmt. Das Saarland verzeichnet mit über 1.800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und 14 Kommunen, die in die Wertung kamen, erneut eine sehr gute Beteiligung. Die saarländischen Kommunen schneiden allerdings zum Teil sehr schlecht ab. So landen vor allem die Mittelstädte St. Ingbert, Merzig, Saarlouis und St. Wendel ganz am Ende der Rangliste. Jedoch gibt es auch einige Lichtblicke: Kirkel belegt unter 423 Kommunen in der Gruppe der Kommunen mit weniger als 20.000 Einwohnern einen beachtlichen 17. Rang und auch Bexbach hat einen großen Sprung nach vorne gemacht.
Die guten Teilnahmezahlen im Saarland zeigen, dass den Menschen das Thema „Radfahren“ wichtig ist. Sehr viele Menschen fühlen sich aber beim Radfahren im Saarland nicht sicher. Die Zufriedenheit der Radfahrenden bleibt unter anderem deshalb im Saarland oft sehr niedrig und liegt bei den entsprechenden Kommunen deutlich hinter den bundesweiten Durchschnittszahlen. Nur ganz selten gelingt es diesen saarländischen Kommunen, sich bei einzelnen Fragen besser als der Bundesdurchschnitt zu präsentieren.
Eine sehr positive Ausnahme stellt Kirkel dar. Alle anderen saarländischen Kommunen liegen bestenfalls im hinteren Mittelfeld oder bekleiden einen sehr schlechten Rang.
Trotzdem ist zu würdigen, dass Bexbach eine sehr gute Entwicklung vorzuzeigen hat. Verbessert, wenn auch nur geringfügig, haben sich die Landeshauptstadt, Völklingen, Homburg, St. Wendel, Blieskastel und Überherrn. Der verbesserte Rang darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie insgesamt ziemlich schlechte Wertungen von den Radfahrerinnen und Radfahrern erhalten haben. Die Verhältnisse bessern sich, aber nur langsam.
Der ADFC Saar ruft die Kommunen auf, energisch und kontinuierlich für den Ausbau flächendeckender Radwegenetze zu sorgen. Diese seien die Basis des Radverkehrs. Die vielen vorhandenen Radverkehrskonzepte müssten beschleunigt in die Umsetzung kommen. Die Landesregierung und der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) müssten ihre Anstrengungen fortsetzen und ausbauen. Verbesserungswürdig sei auch die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und dem LfS.
Für die beiden Landesvorsitzenden Ute Kirchhoff und Thomas Fläschner sind die vielen schlechten Noten, trotz gewisser positiver Tendenzen, die Quittung für eine immer noch äußerst schleppende Radverkehrsförderung. Die sehr zu lobende gute Beteiligung an Mitmachaktionen wie „Stadtradeln“ dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass in vielen Orten der Infrastrukturausbau nach wie vor sträflich vernachlässigt werde. Sie betonen: „Gute Wege, auf denen die Menschen sicher, zügig und komfortabel radeln können, sind einfach die Basis.“ Dies zeige auch die parallel zum Fahrradklimatest durchgeführte Kommunalumfrage. Hier sollten die Verwaltungen selbst ihre Aktivitäten beschreiben und einschätzen. Dort sei erkennbar, dass sich die Umsetzung der vorhandenen Radverkehrskonzepte oft auf den Bau von Abstellanlagen beschränkt.
Kirchhoff berichtet von zahlreichen Kontakten des ADFC zu Radfahrenden: „Uns wird sehr oft mitgeteilt, dass die Menschen es als gefährlich empfinden, mit dem Rad zu fahren. Die vielen schmalen, gerade einmal in Mindestbreite angelegten Schutzstreifen werden kaum als Verbesserung empfunden. Die Wegebreite ist beinahe durchgängig als sehr schlecht bewertet worden. Die Radfahrenden sehen sich nach wie vor nicht als gleichwertige Verkehrsteilnehmer von der Politik wahrgenommen.“
Für den ADFC steht fest, dass die Menschen mehr Radfahren würden, wenn die Bedingungen bessere wären. Deshalb sollten zügig gute und breite Radwege angelegt werden. Enorm wichtig sei, dass flächendeckende Radwegenetze ohne Lücken entstünden. Geld stehe ausreichend zur Verfügung. Die vorhandenen Wege müssten zudem entschiedener von Falschparkern freigehalten werden, dies belegten die überall sehr schlechten Noten in dieser Frage, so Fläschner. Die Positivbeispiele Kirkel und Bexbach zeigten, wie es gehen könne. Dort gebe es sehr engagierte Radverkehrsbeauftragte, die die Rückendeckung ihrer Bürgermeisters besäßen.
In den meisten Kommunen sei viel zu wenig Aktivität zu verzeichnen, selbst kleine Verbesserungsmaßnahmen müssten in zähem Ringen mit der Verwaltung erstritten werden. Als Beispiel nannten die ADFC-Vorstände die Kreisstadt St. Wendel, die in der Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung noch Luft nach oben habe, obwohl dies eine seit Jahren überall in Deutschland und auch im Saarland bewährte, sichere und noch dazu kostengünstige Maßnahme sei.
Die Landeshauptstadt Saarbrücken konnte ihre Bewertung etwas verbessern. Besonders schlechte Noten erhielt sie nach wie vor für die als völlig ungenügend eingeschätzte Falschparkerkontrolle und die wenig fahrradfreundlichen Ampelschaltungen. Sehr gute Noten gab es für die zahlreichen freigegebenen Einbahnstraßen. Kirchhoff und Fläschner empfehlen dementsprechend der St. Wendeler Stadtverwaltung eine Fachexkursion nach Saarbrücken.
Der ADFC erhofft sich insbesondere die beherzte und kontinuierliche Umsetzung der zahlreichen durch die Landesregierung geförderten Radverkehrskonzepte. Es dürfe keinesfalls noch einmal wie in den 1990er Jahren geschehen, dass die erstellten Konzepte in den Schubladen der Verwaltungen verschwänden. Dafür will auch der ADFC Saar zusammen mit anderen Verbänden und Initiativen sorgen. Hoffnung setzt der ADFC Saar auch auf den immer wieder vom Land angekündigten Radverkehrsplan und die Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen, mit deren Aufbau es allerdings auch etwas schneller vorangehen könne, so der ADFC.
Alle Ergebnisse gibt's hier: fahrradklima-test.adfc.de