"Radbericht" der Stadt Saarbrücken
ADFC sieht positive Ansätze, aber auch noch viel Handlungsbedarf
Die Saarbrücker Stadtverwaltung hat vor wenigen Tagen ihren „Radbericht“ vorlegt, in dem sie sowohl ihre Baumaßnahmen für den Radverkehr der letzten Jahre auflistet als auch einige in den nächsten Jahren geplante Projekte. Den hiermit dritten seiner Art hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) kritisch unter die Lupe genommen. Wirklich zufrieden ist der ADFC nicht, es überwiegen für ihn aber unter dem Strich die positiven Aspekte, auch wenn er die immer noch sehr vielen Lücken im Radwegenetz anmerkt.
So seien in 2022 einige Projekte wie der Weg entlang der St. Arnualer Wiesen oder die Umgestaltung der Straße „Am Kieselhumes“ umgesetzt worden, auf die man seit Jahrzehnten gewartet habe. Den 800 Meter langen Weg entlang des rechten Saarufers zwischen Geisterbrücke und Osthafen, der Teil einer wichtigen Verbindung zwischen Güdingen und Innenstadt darstelle, hätte man sich zwar in Asphaltausführung gewünscht, dies sei jedoch aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht durchsetzbar gewesen. Für die Straße „Am Kieselhumes“ haben etliche Parkplätze geopfert werden müssen und die Breite der Radwege sei maximiert worden. Dies sei in der Vergangenheit durchaus nicht immer der Fall gewesen und deshalb lobt der ADFC die Verwaltung hier sogar ausdrücklich. Der Verein wünscht sich natürlich, dass solch verkehrspolitischer Mut auch bei zukünftigen Baumaßnahmen in die Planung und den Entscheidungsprozess einfließt. Aus diesem Grund unterstützt der ADFC auch den momentan laufenden Umbau der Vorstadtstraße, wo einige wenige Parkplätze zugunsten von Verbesserungen für den Rad- und Fußverkehr entfallen werden.
Grünpfeile für Radfahrende
Die Aufstellung von acht neuen „Grünpfeilen“, die es Radfahrern unter bestimmten Bedingungen erlauben, auch bei roter Ampel rechts abzubiegen, findet das Gefallen des Vereins genauso wie die Fortsetzung des Abstellanlagenprogramms. Die der Stadt schon vor Monaten übergebene Vorschlagsliste des ADFC für „Grünpfeile“ zählte allerdings 105 Kandidaten, weshalb hier kontinuierlich weitergearbeitet werden müsse. Besonders freut den ADFC, dass Ende des Jahres endlich auch ein Projekt in die Umsetzung geht, das er selbst mit einer „bürgerschaftlichen Initiative von unten“ vor über vier Jahren angeschoben habe, nämlich die Ausweisung einer Alternativroute zur stark von motorisiertem Verkehr belasteten Lebacher Straße. Eine Ausschilderung soll auch ortsunkundigen Radfahrern erlauben, ihren Weg durch das ruhige Wohngebiet des Oberen Malstatt zu finden.
Der ADFC hofft, dass die von Saarbrückens OB Uwe Conradt und Baudezernent Patrick Berberich vorgestellten Projekte der Jahre 2023 und 2024 ohne große Verzögerungen und in guter Qualität, das heiße vor allem in optimierter Breite, realisiert werden. „Es befinden sich zahlreiche wichtige Lückenschlüsse darunter“, befindet ADFC-Sprecher Thomas Fläschner und verweist auf die Umgestaltung des Knotenpunktes Gerber-/Bleichstraße sowie den weiteren Ausbau der Hohenzollernstraße zur Fahrradstraße. Sein ADFC-Kollege Jan Messerschmidt ergänzt, dass für die weitere Zukunft richtig große Vorhaben wie z.B. ein Radschnellweg, der von Völklingen nach St. Ingbert führen soll, aufgeführt worden seien. Auf deren genaue Planung sei man sehr gespannt, genauso wie auf ein Programm für das Schließen der nach wie vor bestehenden Lücken im Radwegenetz.
10 Euro pro Einwohner
Auch wenn der ADFC die gesteigerten finanziellen Anstrengungen der Stadt zur Förderung des Radverkehrs zu würdigen weiß, blieben sie doch auch im Jahr 2023 ein gutes Stück unter dem, was der Verein für nötig halte, nämlich mindestens 10 Euro Eigenanteil pro Einwohner. Bei dieser Kennzahl komme die Stadt hingegen nur auf gut sieben Euro. „Da ist noch Luft nach oben“, so Fläschner. Wenig zufrieden sind Fläschner und Messerschmidt auch mit den Aussagen der Verantwortlichen zum Problem des Kfz-Durchgangsverkehrs in der Fahrradzone Nauwieser Viertel. Sie fordern eine bauliche Umgestaltung bestimmter Kreuzungen, um das ordnungswidrige Durchfahren des Viertels wirksam zu unterbinden.
Das Foto zeigt eine Aktion des ADFC und des Stadtteilvereins „Malstatt – gemeinsam stark (MaGS)“ im Jahr 2018 für die Ausschilderung einer Parallelroute im Oberen Malstatt.