ADFC definiert Anforderungen an den Fahrradparkturm am Hauptbahnhof Saarbrücken
Mitte Juli wurde ein Förderbescheid des Bundesverkehrsministeriums für ein Fahrradparkhaus am Saarbrücker Hauptbahnhof über 2,6 Mio. Euro an die Landeshauptstadt Saarbrücken übergeben. Die Stadt plant – u.a. aus Platzgründen – einen Fahrradparkturm.
Da aus Kostengründen keine Servicestation mit Personal und Werkstatt integriert werden soll, ist dieser Turm als vollautomatisierte Fahrradabstellanlage geplant. Solche vollautomatisierten Fahrradparktürme wurden bisher in Deutschland sehr selten gebaut - unter anderem in Hannover, Berlin, Fellbach und Heilbronn. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt die Ausweitung des Parkraumangebots für Fahrräder am Hauptbahnhof ausdrücklich und sieht darin einen wichtigen Baustein der Verkehrswende. Aus Sicht des ADFC sind aber noch zahlreiche Fragen zu beantworten.
Das größte Risiko voll automatisierter Anlagen besteht, nach der Aussage von Gerhard Lucas (ADFC), in deren Störanfälligkeit. Denn vom dauerhaft wartungsfreien Funktionieren der Technik hänge es ab, auf welche Akzeptanz eine solche Anlage bei den Nutzern stoße und ob auch die Betriebs- und Unterhaltungskosten in vertretbarem Rahmen blieben.
Außerdem sei es wichtig, so Lucas, weitere radverkehrspolitische Maßnahmen parallel und flankierend umzusetzen. So würden die Voraussetzungen für eine einfache, komfortable Nutzung und eine Akzeptanz des Parkturms geschaffen bzw. verbessert. Der ADFC Saarbrücken spricht deshalb eine Reihe von Empfehlungen und Wünschen aus.
Zum geplanten Fahrradparkturm:
- gute Erkennbarkeit und Erreichbarkeit: Standort in möglichst geringer Entfernung zu den Bahnsteigen
- Möglichkeit zur sicheren Aufbewahrung von Gegenständen: Schließfächer für Helm, Gepäcktaschen etc.
- Ladestationen für E-Bikes
- wartungsarme, wenig störanfällige Technik, Einrichtung einer besetzten Hotline (Notruf) bei Störungen während der Zeit des Bahnbetriebs / Öffnungszeiten des Bahnhofs
- durchgängige Nutzbarkeit der Anlage: „rund um die Uhr“
- Videoüberwachung
- flankierende Werbemaßnahmen für die Nutzung des Fahrrad-Parkhauses
- komfortables und niederschwelliges Angebot:
- Nutzbarkeit auch ohne App und ohne vorherige Einweisung
- einfache Bezahlfunktion und einfache Buchung – auch für unterschiedliche Zeiträume: Stunden-, Tages-, Wochen-, Monats-, Jahrestickets - ausreichende Kapazität für schnelle Annahme und Rückgabe der Fahrräder, die Wartezeiten minimiert.
- Standortwahl, die auch eine spätere Ausweitung des Fahrradparkangebots ermöglicht.
- ökologische Ausführung des Parkturms (angesichts des Klimawandels hoffentlich eine Selbstverständlichkeit) mit Solarenergienutzung, Begrünung und Verwendung von regional verfügbarem Holz als Baustoff).
Flankierende Maßnahmen:
1. Verbesserung der Bedingungen für die Fahrradmitnahme in Zügen und Bussen des Nah- und Fernverkehrs
2. Schaffung weiterer Abstellmöglichkeiten
- ausreichende Abstellangebote für Fahrräder auch am Nordausgang des Bahnhofs
- Abstellmöglichkeiten auch für E-Bikes, Fahrräder mit Kindersitz (Anhänger), Lastenräder
- Erhalt auch der bestehenden z.T. kostenlosen Angebote sowie der Boxen für Dauerparker
3. Verbesserung der Erreichbarkeit des Bahnhofs für den Fahrradverkehr – aus allen Richtungen:
- von Osten: Meerwiesertalweg-Fernbusbahnhof-Bormannspfad, Beethovenstraße, Ursulinenstraße, Kaiserstraße
- von Süden: Saarbahnhaltestelle und Busbahnhof, Reichsstraße, Fußgängerzone, Faktoreistraße, Saaruferweg
- von Westen: Trierer Straße, St. Johanner Straße Am Hauptbahnhof, Sophienstraße
- von Norden: Grülingsstraße, Lützelbachstraße, Eurobahnhofgelände, Lützelbachtunnel
Dazu ist es erforderlich, die bestehenden Anbindungen zu verbreitern und aufzuwerten:
- Gehwegfreigabe im Bereich Zufahrt von der Kreuzung Kaiserstraße/Ursulinenstraße
- Freihalten der Trassen von behindernd abgestellten Elektrorollern
- bessere Beleuchtung der Passage in der St. Johanner Straße und im Lützelbachtunnel
- Klare Markierung einer barrierefreien Zufahrt aus Richtung Faktoreistraße
4. Verbesserung der Erreichbarkeit der Gleise:
- Da die Aufzüge am Eurobahnhof von Anfang an für Fahrräder zu klein dimensioniert waren, sollten die vorhandenen Rampenanlagen am westlichen Ende der Bahnsteige auch als Zugang / Auffahrt zu Bahnsteigen und Zügen und/oder für gleisnahe Abstellanlagen Fahrräder (mit besonderen Anforderungen aufgrund Ihrer Größe) geöffnet werden.
- Schiebehilfen am Osttunnel
Für Rückfragen steht Ihnen gerne Gerhard Lucas (01577 6486519) zur Verfügung.