Fahrradfahren in der Stadt. Hier: Potsdamer Platz, Berlin-Tiergarten. Berlin, 27.10.2015

Am rußigen Auspuff vorbei

Werden an Hauptstraßen keine Radwege gebraucht? Das ist wohl Ansichtssache.

Mit Unverständnis hat der ADFC Saarbrücken auf die Äußerungen des saarländischen ADAC-Vorstands Wilfried Pukallus zum Radverkehr reagiert. Dieser hatte in der Saarbrücker Zeitung unter anderem gefordert, auf Hauptstraßen keine Radwege anzulegen. Für den ADFC sei dies „verkehrsplanerischer Unsinn“, so ADFC-Sprecher Thomas Fläschner. Schließlich lägen an den Hauptstraßen sehr viele Ziele des Radverkehrs, z.B. Geschäfte, Bürogebäude oder Schulen. Fläschner fragt sich, ob der ADAC ernsthaft der Meinung sei, diese müssten nicht sicher per Fahrrad erreichbar sein. Ausgerechnet am Weltfahrradtag habe der ADAC dem Radverkehr in der öffentlichen Diskussion einen Bärendienst erwiesen.

Leider wirke es so, als schimmere in solchen Wünschen die alte, schon überwunden geglaubte ADAC-Ideologie von der „Freien Fahrt für frei Bürger“ durch. Radverkehr sei für den ADAC offensichtlich ein Störfaktor. Wenn kritisiert werde, dass der Radverkehr auf der Lebacher Straße den „Verkehr behindere“, komme klar zum Ausdruck, dass der ADAC Verkehr immer noch als Autoverkehr definiere, obwohl er seit einiger Zeit versuche, sich ein grünes Mäntelchen umzuhängen und sich als Mobilitätsdienstleister zu geben. Fläschner legt nach: „Wer Rad- und Fußverkehr nicht als Verkehr wahrnimmt, dem gehen auch deren Bedürfnisse letztendlich am rußigen Auspuff vorbei.“

Selbstverständlich sei es richtig, Nebenrouten zu nutzen. Wenn denn überhaupt solche existierten. Der ADFC habe bereits vor zwei Jahren zusammen mit dem Malstatter Bürgerverein „Malstatt gemeinsam stark“ eine Ausschilderung solch einer Strecke durch die Riegelsberger Straße im Oberen Malstatt geworben. Auch die Anlage einer Fahrradstraße in der verkehrsberuhigten Hohenzollernstraße sei dem ADFC sehr wichtig. Gleichwohl darf der Radverkehr nicht von den Hauptstraßen verdrängt werden, damit dort der Autoverkehr fließen könne. Für den ADFC gebe es nicht „den Radfahrer“, sondern schnelle und weniger schnelle, sichere und unsichere. Für beide Gruppen müssten Angebote geschaffen werden, wenn der Radverkehr gesteigert werden solle.

In der vom ADFC angestoßenen Diskussion um die Umgestaltung der Mainzer Straße habe der ADAC seine ablehnende Haltung vorwiegend auf das formale Argument, diese Straße sei eine Bundesstraße, gestützt. Eigene Vorschläge für eine Lösung der dortigen Rad- und Fußweg-Problematik habe der ADAC nicht vorgelegt. „Der ADAC führt Abwehrkämpfe, ist in der Defensive. Er merkt, dass er einen Dinosaurier reitet, der langfristig keine Zukunft hat. Das kratzt natürlich am Ego und gefährdet die Geschäftsgrundlage dieses großen deutschen Versicherungskonzerns“, mutmaßt der ADFC-Sprecher.

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https://saarland.adfc.de/artikel/am-russigen-auspuff-vorbei

Häufige Fragen von Alltagsfahrer*innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 190.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank Ihrer Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrern ein. Für Sie hat die ADFC Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Sie können egal, wo Sie mit Ihrem Fahrrad unterwegs sind, deutschlandweit auf die AFDC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhalten Sie mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was Sie als Radfahrer politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Sie sind noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radler*innen mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass Sie auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden können. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

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  • Worauf sollte ich als Radfahrer achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sie haben keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radfahrender im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmern zu rechnen.Passen Sie Ihre Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalten Sie sich vorhersehbar, in dem Sie beispielsweise Ihr Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halten Sie Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachten Sie immer die für alle Verkehrsteilnehmer gültigen Regeln – und seien Sie nicht als Geisterfahrer auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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