Saarbrücken Wilhelm-Heinrich-Brücke

Saarbrücken Wilhelm-Heinrich-Brücke © Andreas Cremer

Mit dem Radverkehrsplan geht es voran!

Wann wird Fahrradfreundlichkeit endlich zum Kriterium bei der Sanierung von Landesstraßen?

Anfang des Jahres sind die Arbeiten an der Fortschreibung des Radverkehrsplans für das Saarland angelaufen. Dieser Plan soll in seiner Neuauflage die aktualisierte Zielkonzeption eines gemeindeübergreifenden Netzes für den Radverkehr im Saarland bilden. Im Auftrag des Landesbetriebes für Straßenbau (LfS) betreut das renommierte Hannoveraner Planungsbüro PGV-Alrutz GbR den Fortschreibungsprozess vom anfänglichen Grobentwurf über die Einbindung aller involvierten Parteien bis hin zum Abschlussbericht.


Für die erste groß angelegte Einbindung der Kommunen sowie der Interessenverbände wurden im Juni vier so genannte Regionalkonferenzen als virtuelle Workshops veranstaltet. Anders als die meisten der für viele von uns zum Alltag gewordenen Web-Konferenzen, wurden diese Sitzungen von Moderator*innen der eigens dafür engagierten Agentur translake GmbH aus Konstanz professionell geleitet und moderiert. Nach dem Betreten der Konferenz fanden sich die Teilnehmenden zunächst in einem von mehreren kleinen Begrüßungsräumen zum Aufwärmen und Sortieren wieder, bevor die Gäste vom Moderationsteam ins Plenum übergeleitet wurden. Nach der Begrüßung der teilnehmenden Vertreterinnen und Vertreter der Städte und Gemeinden sowie der jeweiligen ADFC-Vertreter, gefolgt von Erläuterungen zur Vorgehensweise bei der Konferenz, wurde die Gruppe erneut geteilt, um im Anschluss parallel die Entwürfe für zwei Landkreise zu besprechen.


Diskussionsgrundlage war dabei ein Netzplanentwurf, den das Planungsbüro auf der Basis des vorherigen Radverkehrsplans und von aktuellem Kartenmaterial erstellt hatte. Ähnlich einem virtuellen Reißbrett, konnten die Konferenzteilnehmer mittels der Grafikplattform „Miro“ sowohl die bestehenden Streckenvorschläge kommentieren, als auch neue Linien hinzufügen und auf kritische Bestandssituationen hinweisen. Erwartungsgemäß wurde von diesen Möglichkeiten reger Gebrauch gemacht – sei es durch die anwesenden Fachbeauftragten der Gemeinden als auch durch die Vertreter des ADFC. Die anschließende Diskussion der gesammelten Anmerkungen brachte neben einigen Einblicken in die - sehr unterschiedlich ausgeprägten - eigenen Radverkehrsplanungen der beteiligten Kommunen auch zutage, wie unverzichtbar wichtig bei der Erstellung eines solchen Netzplanes die feingliedrige Ortskenntnis der Verwaltungen und der Interessenvertreter aus den einzelnen Gemeinden ist. So konnte der Entwurfsskizze die eine oder andere Verbindung hinzugefügt werden, die trotz ihrer verkehrspraktischen Bedeutung zunächst nicht erfasst war. Zu anderen Strecken konnten detaillierende Informationen ergänzt und Hinweise auf mögliche Problematiken gegeben werden.


Die erste radverkehrsplanerische Regionalkonferenz unter Pandemiebedingungen dürfte den Beteiligten als ein bemerkenswert gut organisiertes, effektives Format der Zusammenarbeit in Erinnerung bleiben.
Viel wichtiger als der Erfolgsfaktor solch eines Einzelereignisses sind jedoch die tatsächlichen Fortschritte in der Konzeption und insbesondere in der Umsetzung eines saarlandweiten, alltagstauglichen Radwegenetzes einzustufen, die nun in den nächsten Monaten und Jahren erst einmal in Angriff genommen und erreicht werden müssen.
Was nach Ansicht des Merziger ADFC-Sprechers Bernhard Lauer zu einem schlagkräftigen Strukturprogramm für den Alltagsradverkehr fehlt, ist ein Sanierungsmoratorium im Straßenbestand. Es müsse sichergestellt werden, dass mit sofortiger Wirkung jede vorgesehene Baumaßnahme rechtzeitig vor Baubeginn auf mögliche Synergien mit dem Radverkehr geprüft wird.


Das jüngste Beispiel einer versäumten Chance findet sich nahe Merzig. Für Sprecher Pascal Bies steht fest: „Bei der Sanierung der Fahrbahndecke der ehemaligen B51 auf dem Abschnitt zwischen Besseringen und dem Kreisel auf der Haardt wurde eine einmalige Gelegenheit verpasst, ohne große Mehrkosten einen ausgezeichneten Radweg zu errichten.“


Stattdessen wurden bergauf wieder zwei Fahrbahnen markiert, die für das geringe Verkehrsaufkommen vollkommen überdimensioniert sind. Die Verbesserung der Radinfrastruktur wurde von den Verantwortlichen scheinbar nicht in Erwägung gezogen. Der Radweg hätte die Lücke von Besseringen und dem Leinpfad an der Saar auf das neue Gewerbegebiet auf der Haardt und weiter nach Mettlach schließen und ein Zeichen für die Verkehrswende setzen können.


Damit sich nicht eine um die andere verpasste Chance einreiht, bedarf es nach Meinung der beiden Ortsgruppensprecher dringend eines Umsteuerns in der Straßenbauplanung des Landes. Durch Worte und Konzepte allein können Zweifel an einer ernsthaften Absicht zur zeitnahen Stärkung des Alltagsradverkehrs nicht mehr ausgeräumt werden.

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