ADFC präsentiert Ergebnisse seiner Verkehrszählung im Nauwieser Viertel
Zu viel Durchgangsverkehr in der Fahrradzone
Zu viel Durchgangsverkehr in der Fahrradzone, dies ist das Fazit, das der ADFC nach einer von ihm durchgeführten Verkehrszählung zieht. Ziehen muss, denn eigentlich ist in der Fahrrad-Zone im Nauwieser Viertel für Autos kein Durchgangsverkehr mehr erlaubt. Darauf weisen Schilder ausdrücklich hin. Der ADFC fordert deshalb, dass die Stadtverwaltung geeignete Maßnahmen ergreift, um diese Regel durchzusetzen.
ADFC-Aktive haben an Werktagen im Sommer mit Unterstützung der „Initiative Nauwieser Viertel“ an der Johannisstraße und an der Nauwieser Straße jeweils morgens und am späteren Nachmittag für zwei Stunden an vier Stellen gezählt. Notiert wurden in Fünf-Minuten-Intervallen die Ziffern der Nummernschilder der ein- und ausfahrenden Autos, was hinreichend eindeutig war. Vorher hatte sich der ADFC über die anzuwendende Methodik Fachexpertise eingeholt, um aussagekräftige Ergebnisse erzielen zu können. Fahrzeuge, die innerhalb von fünf Minuten nach ihrer Einfahrt in die Fahrradzone wieder ausfuhren, wurden als Durchgangsverkehr gewertet.
Je nach Tageszeit und abhängig davon, ob man die einfahrenden Fahrzeuge betrachtet oder die ausfahrenden, fallen die Zahlen unterschiedlich aus. „Für die Nauwieser Straße kann man feststellen, dass morgens ein knappes Drittel der Autos nur durchfahren, abends liegt die Zahl etwas höher“, fasst ADFC-Sprecher Thomas Fläschner die Zählung für die Hauptachse des Viertels zusammen. In der Johannis-Straße seien mindestens 20 Prozent Durchgangsverkehr ermittelt worden.
Zeitgleich mit den Autos hat der ADFC auch die Radfahrerinnen und Radfahrer gezählt, die auf den beiden Straßen unterwegs waren. So seien an der Musikschule morgens zwischen 7 und 9 Uhr 124 Autos eingefahren, aber auch 82 Fahrräder. „Dies zeigt uns, dass die Entscheidung der Stadt, das Nauwieser Viertel zur Fahrradzone umzuwidmen, gut und richtig war, denn hier findet enorm viel Radverkehr statt“, so Fläschner.
Trotzdem sieht der ADFC noch ein großes Potenzial zur Steigerung des Radverkehrs, denn durch den nach wie vor nicht unerheblichen motorisierten Durchgangsverkehr fühlten sich viele Menschen, die mit dem Rad unterwegs sind oder es gerne wären, bedroht. Der ADFC schlägt deshalb an zwei Stellen den Einbau sogenannter „Modaler Filter“ und eine geänderte Verkehrsführung vor.
Mit einfachen Barrieren soll der motorisierte Verkehr, der von der Johannis-Straße in die Nassauer Straße fließt, an der Einfahrt in die Nauwieser Straße gehindert und stattdessen nach links über die Försterstraße wieder aus dem Viertel gelenkt werden. Rad- und Fußverkehr wäre an dieser Stelle der Zugang zur Nauwieser Straße weiterhin ohne Probleme möglich. Für die Nauwieser Straße schlägt der Fahrradclub solch einen Filter an der Kreuzung der Rotenbergstraße mit der Nauwieser Straße vor. Dort würden Autos nach Vorstellung des ADFC nach rechts in Richtung Landwehrplatz gelenkt.
Ergänzt werden diese beiden Hauptforderungen durch weitere Vorschläge. Insbesondere eine fahrradfreundliche Anbindung der das Viertel umgebenden Hauptstraßen sei wichtig, sonst bleibe die Fahrradzone eine Insellösung. Fläschner erinnert daran, dass sowohl auf der Richard-Wagner- als auch auf der Großherzog-Friedrich-Straße immer noch keinerlei Radverkehrsinfrastruktur zu finden sei. Die Anbindung an den St. Johanner Markt über die Kaltenbachstraße und den Gerberplatz sei unzureichend und verleitete viele Radfahrer zu nicht-StVO-konformem Verhalten. In der Fahrradzone selbst sollten mehr Begegnungszonen an Engstellen installiert werden. Und nicht zuletzt seien verstärkte Verkehrskontrollen durch die Polizei wichtig.